Im Retroperitoneum, also dem Bereich hinter der Bauchhöhle, werden nur etwa 500 Sarkome pro Jahr in Deutschland diagnostiziert. Daher gibt es nur sehr wenige Chirurg:innen, die mehr als zehn derartiger Sarkome während ihres gesamten Berufslebens operiert haben.
Im Retroperitoneum befinden sich neben den großen Nervenstämmen zum Bein die Nieren, die Nebennieren und die Bauchspeicheldrüse sowie Anteile des auf- und absteigenden Dickdarmes. Auch die großen Blutleiter sind dort lokalisiert. Man kann sich leicht vorstellen, dass Tumore in dieser Region besonders schwer zu operieren sind. Dazu kommt, dass die Tumore lange unerkannt wachsen und bei Diagnose oft Kindskopfgröße erreicht haben. Daher ist eine anerkannte Erfahrung in diesem Bereich besonders wichtig. Die Operation muss bei diesen Tumoren wie ein „großer Spatenstich“ ausgeführt werden. Was heißt „großer Spatenstich“? Das heißt, das Sarkom im Retroperitoneum wird mit dem gesamten umgebenden Gewebe in einem einzigen Block herausgeschnitten. Nicht selten kommt es dabei zu einer operativen Entfernung von Dickdarm, eines Teils des Dünndarmes, der Niere und des Harnleiters, der Nebenniere und der umgebenden Muskulatur. Erweitert können dazu noch Anteile der Bauchspeicheldrüse, der Milz oder des Zwerchfells sowie des Magens oder der Leber dazu genommen werden. Auch beteiligte Blutgefäße werden komplett reseziert und durch Gefäßprothesen ersetzt. Natürlich fragt der Patient, ob man damit überhaupt leben kann. Die Antwort ist: „Ja, dies ist möglich.“
Wir empfehlen vor der Operation entweder eine perkutane Strahlentherapie oder die Chemotherapie in Tiefenhyperthermie durchzuführen, die bei unseren Kooperationspartnern in Erlangen und München durchgeführt wird. Dabei wird das Sarkom erwärmt und es werden mehrere Zyklen Chemotherapie unter der Erwärmung des Sarkoms appliziert. Bei diesen Patienten erfolgt die Strahlentherapie nach der Operation.
Mit diesen multimodalen Therapieverfahren und der sogenannten kompartimentalen Sarkomresektion im Retroperitoneum werden 5-Jahres-Überlebensraten von bis zu 70 Prozent erreicht.