Die zentral im Rhein-Main-Gebiet zwischen Frankfurt und Mainz liegende Stadt Hattersheim (im Main-Taunus-Kreis) ist ein neuer Standort mehrerer Einrichtungen des varisano-Gesundheitsverbundes. Der kommunale Gesundheitsanbieter (Kliniken Frankfurt-Main-Taunus GmbH) hat in einem ehemaligen Industriegebäude in Hattersheim ein Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB), eine Psychosomatische Tagesklinik, eine Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) und die Zentrale eines „Palliativ-Care-Teams“ untergebracht. Diese Einrichtungen wurden am Dienstag (17.5.) am neuen Standort offiziell eröffnet und Kooperationspartnern sowie der Öffentlichkeit präsentiert.
Kunstausstellung „Bundart“ - mit Inklusiver Kunst
So residiert nun auch das Medizinische Behandlungszentrum für Erwachsene mit Behinderungen (MZEB) in den neuen, erweiterten Ambulanzräumen in Hattersheim: Behandelt werden hier Menschen ab 18 Jahren, die aufgrund der Art, Schwere oder Komplexität ihrer Erkrankungen auf eine besondere ambulante Versorgung angewiesen sind. Schon nach der Eröffnung des damals hessenweit ersten MZEBs (Ende 2019) am Standort Frankfurt-Höchst hatte sich gezeigt, dass die Räumlichkeiten erweitert werden müssen. In Hattersheim wurden geeignete Möglichkeiten gefunden. Am Dienstag (17. 5.) stellte das Team diese neuen Räume ihren Gesundheitspartnern vor - kombiniert mit der Eröffnung einer Kunstausstellung („Bundart“) mit Werken von inklusiven Künstler:innen.
Das Angebot von MZEBs ist relativ neu in Deutschland. Sie schließen eine schon seit Langem beklagte Lücke in der ambulanten medizinischen Versorgung von erwachsenen Menschen mit Behinderung. Betroffene Kinder und Jugendliche werden bis zum 18. Lebensjahr meist in Sozialpädiatrischen Zentren betreut. Dann hörte eine umfassende Betreuung häufig auf, weil geeignete Strukturen hierfür fehlten. „Dabei werden die Probleme im Erwachsenenalter nicht weniger, sondern ganz im Gegenteil. Insbesondere die Verhaltensproblematiken oder die Medikationsanforderungen nehmen sogar zu. Je älter die Menschen werden, umso komplexer werden teilweise auch die damit verbundenen Krankheitsbilder und Symptome“, betont Chefärztin Dr. med. Mechthild Pies.
„Mehr Teilhabe steht im Zentrum des Handelns“
Menschen mit Behinderung leiden häufig an einer Vielzahl körperlicher und psychischer Krankheiten und stehen immer wieder vor besonderen Herausforderungen. Das Sicherstellen einer ganzheitlichen medizinisch-therapeutischen Betreuung ist daher Aufgabe des Medizinischen Zentrums für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) am varisano-Klinikum Frankfurt Höchst. Die Versorgung der Betroffenen erfolgt in enger Abstimmung mit den niedergelassenen Ärzten. „Unser multiprofessionelles Team bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten. Im Zentrum des Handelns steht stets die Verbesserung der Teilhabe“, erklärt Dr. Pies. Die Patient:innen werden vom MZEB sowohl in der Spezialambulanz als auch in ihrer Wohneinrichtung versorgt.
Und das Zentrum leistet noch mehr: Seine Fachleute sind zugleich Lotsen der Gesundheitsversorgung für die besonderen Bedarfe ihrer Patient:innen und verkürzen die Kommunikationswege zwischen den verschiedenen Behandlern. Werde zum Beispiel ein mehrfachbehinderter Erwachsener mit unklaren Schmerzen hausärztlich, psychiatrisch, neurologisch und orthopädisch betreut, hilft das Team, die Aktivitäten der einzelnen Fachrichtungen untereinander transparent zu machen. Zusammen mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) und dem Autismus-Therapie-Zentrum (ATZ) bildet das MZEB das standortübergreifende Inklusive Zentrum am varisano-Klinikum.
Kunstwerke wechseln Besitzer: Erlös hilft inklusiver Bäckerei in der Ukraine
Die neuen Therapieräume in Hattersheim nutzt das Team zugleich für eine Ausstellung von Werken inklusiver Künstler:innen. In Kooperation mit der Sommerwerkstatt Villa Luce in Eschborn der Lebenshilfe Main-Taunus sowie einer Tagesstätte für Behindertenhilfe in Riedstadt (Kreis Groß-Gerau), die zur Vitos Teilhabe GmbH gehört, sowie der Kunstinitiative BehindArt werden in der „Bundschau“ unterschiedliche Exponate gezeigt. Zwei davon wechselten am Veranstaltungstag im Rahmen einer Verlosung ihre Besitzer. Der Erlös geht an die „Good Bread from good People“ – eine inklusive Bäckerei in Kiew, die Brote für die ukrainische Armee, Polizei, Klinikpatienten, ältere Menschen sowie Familien backt. Mit der Spende soll ihr dringender Wunsch unterstützt werden: mehr als 1000 Brote am Tag zu backen und alle 20 Menschen mit Behinderung wieder zu beschäftigen.
Über das MZEB, Psychiatrische Institutsambulanz und „Palliativ-Care-Team“
Das Angebot des MZEBs (Schulstrasse 29-31 in Hattersheim) steht Patient:innen mit einem Schwerbehindertengrad von GdB 70 aufwärts und wenn die Behinderung bereits seit der Kindheit besteht nach Rücksprache mit ihrem Hausarzt offen. Das (bisher am Krankenhaus Hofheim am Taunus untergebrachte) „Palliativ-Care-Team“ macht Angebote für Menschen, deren Lebenszeit durch eine unheilbare Erkrankung begrenzt ist: Es hilft zum Beispiel bei Beschwerden (wie z.B. Schmerzen, Atemnot), die Symptome zu lindern. Die Psychosomatische Tagesklinik und die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) gehören zur Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik in Hofheim am Taunus: Sie helfen Patient:innen mit psychischen Krisen und Erkrankungen und unterstützen dabei auch mit ambulanten Angeboten – zum Beispiel bei Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen, Angstzuständen etc. Varisano-Geschäftsführer Stefan Schad lobte die Zusammenarbeit miteinander sowie mit den Hilfsorganisationen und ambulanten Behandlungspartnern: „Wenn Vielfalt und Kompetenzen gut vernetzt sind, gibt es im Gesundheitswesen mehr Chancen.“
Die Kliniken Frankfurt-Main-Taunus operieren seit November 2021 unter der gemeinsamen Dachmarke „varisano“ (Motto: „So vielfältig wie ihre Gesundheit“). Die varisano-Kliniken Frankfurt-Main-Taunus betreiben als Verbund und gemeinnützige Gesellschaft die kommunalen Kliniken an den Standorten Bad Soden, Hofheim und Frankfurt-Höchst, Gesundheits-Fachschulen sowie eine Seniorenresidenz (Eppstein). Mit insgesamt rund 1.500 Betten und 3.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind sie der größte kommunale Klinikverbund in der Region.