Seit dem Jahr 2013 ist der Versorgungsverbund „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ in Frankfurt etabliert. Aus dem Modellprojekt von damals ist inzwischen eine bundesweite Initiative gewachsen, mit 36 angeschlossenen Krankenhäusern in 27 Regionen in verschiedenen Bundesländern. In der vergangenen Dekade konnten mehr als 1.100 Frauen medizinisch versorgt werden.
Das 10-jährige Jubiläum nahmen jetzt die Mitarbeiterinnen des Frankfurter Frauennotrufs sowie die Botschafterin des Versorgungsverbunds, Susanne Fröhlich, zum Anlass, einigen in Frankfurt beteiligten Kliniken zum Dank und zur Würdigung des unermüdlichen Einsatzes des Klinikpersonals Jubiläumstorten persönlich zu überreichen.
Jede Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall
„Nach einer Vergewaltigung brauchen betroffene Frauen und Mädchen einen schnellen und unbürokratischen Zugang zur medizinischen Versorgung – ohne dass dabei eine Anzeige bei der Polizei erfolgen muss. Das war vor zehn Jahren das Hauptziel unserer Initiative“, erläutert Angela Wagner von der Beratungsstelle Frauennotruf Frankfurt. „Schon vorab haben wir es gemeinsam mit vielen Kooperierenden wie der Ärzteschaft und der Rechtsmedizin, Polizei und Justiz, sowie zahlreicher politischer Institutionen geschafft, gemeinsame Standards und Vorgehensweisen für die vertrauliche Untersuchung der Betroffenen zu entwickeln und zu etablieren. Seit zehn Jahren ist es uns nunmehr gelungen, den Frauen auch eine rechtssichere Spurensicherung im Krankenhaus anbieten zu können. Damit ergeben sich in der Regel bessere Chancen bei einer späteren Anzeige.“
Inzwischen sind acht Krankenhäuser dem Versorgungsverbund in Frankfurt angeschlossen, darunter die Frauenkliniken bzw. Kliniken für Gynäkologie und Geburtshilfe des Bürgerhospitals, des varisano Klinikums Frankfurt Höchst, des Universitätsklinikums, des Nordwestkrankenhauses, des Agaplesion Markus Krankenhaus, des St. Elisabethen-Krankenhaus, des DGD Krankenhaus Sachsenhausen und des Hospitals zum Heiligen Geist.
„Als damals der Frankfurter Frauennotruf auf mich zukam und mir die Inhalte und Ziele des Versorgungsverbundes erläuterte, habe ich sofort und mit großer Freude den Auftrag als Botschafterin übernommen“, erklärt Susanne Fröhlich. „Ich habe über all die Jahre hinweg das Engagement aller Beteiligten bewundert und mich über den Zuwachs jedes einzelnen Krankenhauses gefreut. Das alles kostet natürlich Geld. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch den Verantwortlichen und Mitarbeitenden des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, des Frauenreferates, des Jugend- und Sozialamts sowie des Gesundheitsamts der Stadt Frankfurt am Main für die unentwegte Unterstützung und Schaffung des finanziellen Rahmens danken.“
Nur wenn die Versorgungswege bekannt sind, können Frauen sie nutzen
Frankfurterinnen nehmen die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung immer häufiger in Anspruch. Allein 72 Frauen und Mädchen haben sich im vergangenen Jahr nach einer Vergewaltigung in Frankfurt vertraulich versorgen lassen, 2021 waren es 55 Betroffene. Damit das Angebot in der Öffentlichkeit präsent bleibt, wirbt der Frauennotruf regelmäßig für die Versorgungsstruktur, beispielsweise mit Plakaten, die auf Bussen großflächig zu sehen sind. „Es ist immens wichtig, dass wir immer wieder zeigen: das gibt es hier, das ist unser Angebot. Damit bleiben wir in den Köpfen der Öffentlichkeit präsent. Das zeigt auch die Zahl der Anrufe, die nach jeder Plakatkampagne und jeder Berichterstattung in den Medien zunimmt“, erläutert Angela Wagner. „Dabei helfen uns die aufmerksamkeitsstarken und mehrfach ausgezeichneten Plakate und Spots, die von der Werbeagentur Scholz & Friends Health pro bono für uns entwickelt wurden. Im Namen des Versorgungsverbundes möchte ich mich für den Ideenreichtum, das Engagement und die investierte Zeit herzlich bedanken.“
Unter www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de finden Betroffene einen Handlungsleitfaden sowie die Adressen und Telefonnummern der Kliniken, die dem Versorgungsverbund inzwischen angeschlossen sind. Außerdem erläutert die Seite die Unterschiede zwischen einer Untersuchung ohne und mit vertraulicher Spurensicherung. Weitere Auskünfte erteilt gerne auch die Beratungsstelle Frauennotruf Frankfurt unter 069 / 70 94 94.