Neue Therapien bei Krebserkrankungen des Magens und der unteren Speiseröhre am varisano-Klinikum Frankfurt Höchst

erschienen am 14.04.2022 | Klinikum Frankfurt Höchst

Bei der Behandlung wird die über die Vene verabreichte Chemotherapie erweitert – mit einer Chemo-Wärme-Therapie während der Magen- bzw. Magen-/Speiseröhrenoperation. Die ersten Patient:innen sind in Kooperation mit der Studienzentrale des Instituts für Klinische Forschung in Frankfurt bereits in die aktuelle PREVENT-Studie eingebunden.

Im Rahmen dieser Studie kommt das HIPEC-Verfahren nun bei einer weiteren Gruppe von Krebserkrankungen zum Einsatz, und zwar präventiv. Das Ziel: der häufig einhergehenden Entwicklung von Bauchfellmetastasen zu vorzubeugen und damit das Überleben der betroffenen Patient:innen zu verlängern. Denn gerade beim Magenkrebs bzw. Krebs an der unteren Speiseröhre im Übergang zum Magen (s.g. Adenokarzinome des ösophagogastralen Übergangs; AEG Typ II und III) treten nach heilender Operation häufig Bauchfellmetastasen auf. Das Vorgehen könnte bei Überlegenheit der Methode im Vergleich zur reinen Chemotherapie vor und nach einer Operation auch bei anderen Krebsarten – zum Beispiel an der Bauchspeicheldrüse, dem Dickdarm oder der Gallenblase – zum Einsatz kommen. Bei der PREVENT-Studie handelt es sich um eine offene, multizentrische, nationale, randomisierte Phase-III-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit der perioperativen Chemotherapie in Kombination mit einer intraoperativen hyperthermen Chemotherapie (HIPEC) bei Krebserkrankungen des Magens bzw. der unteren Speiseröhre im Übergang zum Magen. Eingebunden in die aktuelle PREVENT-Studie sind die Fachorganisationen Arbeitsgemeinschaften AIO – Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie; CAOGI – Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Oberer Gastrointestinaltrakt und ACO – Assoziation Chirurgische Onkologie.

Prof. Dr. med. Matthias Schwarzbach, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, unterstreicht: „Mit Hilfe der zytoreduktiven Chirurgie plus HIPEC konnte bereits eine deutliche Verlängerung des Überlebens bei bestimmten Patientengruppen im Stadium der Bauchfellmetastasierung des Blinddarmkrebses, Pseudomyxomen der Bauchhöhle (seltener, langsam wachsender Tumor, der große Mengen an schleimiger Masse produziert), Mesotheliomen (einer besonders aggressiven Krebsart, die hauptsächlich das Brustfell betriff) sowie bei Dickdarm- und Magenkrebs erreicht werden. Ziel ist nun, einer Bauchfellmetastasierung bei Patientinnen und Patienten mit einem gefährlichem Magen- sowie Speiseröhrenkarzinom vorzubeugen. Die präventive HIPEC beim Magenkrebs hat bereits in Asien, vor allem in Japan und China, zu vielversprechenden klinischen Studienergebnissen geführt. Es gilt nun, den Nutzen für europäische Patienten zu bewerten und diese moderne Therapiemöglichkeit unter Studienbedingungen für deutsche Patienten und Patientinnen verfügbar zu machen.“

Über die HIPEC-Methode
Unter HIPEC versteht man eine intraoperative, örtliche Chemotherapie des Bauchraumes, der eine chirurgische Entfernung der Krebszellen aus der betreffenden Region im Körper voraus gegangen ist (so genannte zytoreduktive Chirurgie mit Bauchfellteilentfernung und ggf. Organresektionen). Bei dem Verfahren wird die geschlossene Bauchhöhle über mehrere Zu- und Abläufe mit einer bis auf 42 Grad Celcius erhitzten Chemotherapie ca. 30 bis 90 Minuten lang gespült. Es wird vor allem bei Tumoren eingesetzt, die dazu neigen sich im Bauchraum zu verbreiten und Metastasen zu bilden, etwa beim fortgeschrittenen Dickdarm-, Bauchfell- oder Blinddarmkrebs. Seit kurzem wird das Verfahren auch präventiv im Rahmen der PREVENT-Studie bei geeigneten Patienten mit bösartigen Erkrankungen des Magens sowie der unteren Speiseröhre (AEG Typ II und III) eingesetzt.

Magenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der Magenschleimhaut. Pro Jahr erkranken in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts etwa 17.000 Personen an Magenkrebs, davon rund 9.200 Männer. Unter Männern stellt dieser die sechsthäufigste Tumorerkrankung dar, unter Frauen die achthäufigste. Trotz mittlerweile rückläufiger Erkrankungszahlen gehört Magenkrebs noch immer zu den häufigsten tumorbedingten Todesursachen. Das hängt insbesondere damit zusammen, dass diese Krebsart meist zu spät erkannt wird. Das Ausbreitungsstadium des Tumors ist ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der für den Betroffenen am besten geeigneten Behandlungsmethode.

Über das HIPEC-Zentrum am varisano Klinikum Frankfurt Höchst
Seit mehr als einem Jahrzehnt stellt das Höchster HIPEC-Zentrum die regionale Versorgung von Krebspatient:innen sicher, auch in Kooperation mit umliegenden Krankenhäusern. Mehrere hundert Krebspatienten wurden am Klinikum mit dieser Methode bereits behandelt. Das varisano-Klinikum Frankfurt Höchst ist eines von neun durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifizierten Peritonealkrebszentren in Deutschland. Alle behandelten Fälle werden datenschutzkonform zentral im Register der Zertifizierungsgesellschaft DGAV erfasst. Dies dient dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn aus deutschen Routinedaten.   

 

Kristin Seitz, Konzernbereichsleiterin Unternehmenskommunikation und Marketing, varisano Kliniken Frankfurt-Main-Taunus

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Kristin Seitz
Konzernbereichsleiterin Unternehmenskommunikation und Marketing I Kliniken Frankfurt-Main-Taunus

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